Der Fundort

Der frühneolithische akeramische Fundort von Ba‘ja ist ein herausragendes Archiv, um die genannten historisch relevanten Veränderungsprozesse der Neolithisierung und ihre produktiven sozialen und kognitiven Räume mit ihren Umweltbedingungen zu untersuchen. Die Siedlung liegt auf einem intermontanen Becken, umgeben von bis zu 70 Meter tiefen Schluchten. Sie ist ein äußerst gut erhaltenes, räumlich abgeschlossenes Zeugnis für ein Dorf des späten Pre-Pottery Neolithic B (LPPNB, 7500-6900 v.Chr.). Trotz seiner geringen Größe von ca. 1,5 ha weist Ba‘ja wesentliche Merkmale der sogenannten mega-sites auf: von der typischen agglutinierenden Bauweise, über spezifische Bautechnologien bis zu Bestattungen innerhalb der Siedlung. Die Bewohner von Baʻja waren in ein überregionales Austauschnetzwerk eingebunden.

Umgeben von tiefen Schluchten liegt die frühneolithische Siedlung von Ba’ja (7500-6900 BCE) auf einem 1,5 ha großen Plateau in den Sandsteinbergen nahe Petra, Südjordanien. (by courtesy of David Kennedy)

Die bis zu vier Meter hoch erhaltene Architektur und die Gräber in den Untergeschossen bilden ein herausragendes Archiv, um den frühneolithischen Alltag und die Konstitution von Haushalten zu rekonstruieren. (Foto: H.G.K. Gebel)

Im selben Raum wie eine Einzelbestattung und ein Kollektivgrab wurde 2016 eine Doppelbestattung (Loc. 405) von zwei Kleinkindern, einem etwa einjährigen Mädchen und einem weiteren 3-4-jährigen Kleinkind, gefunden. (Foto: J. Benz)

Gegen Ende der Besiedlungszeit waren die Häuser wohl dicht an dicht gebaut. In jedem Schnitt, der geöffnet wurde, fanden sich direkt unter der Oberfläche Zeugnisse der über 9000 Jahre alten Architektur. (Rekonstruktion/ Zeichnung: M. Kinzel)

Von 1997 bis 2007 fanden sieben Ausgrabungskampagnen in fünf Arealen (B-South, B-North, C, D, F) statt, ergänzt durch Nachuntersuchungen in der Fundortumgebung in den Jahren 2010, 2012 und 2014. Die vorhandenen umfassenden Datengrundlagen aus Ba‘ja und die Ergebnisse der im August 2016 durchgeführten Machbarkeitsstudie zum Forschungsschwerpunkt Haushalt und Tod. Soziale Inwertsetzungsprozesse und Identitäten im späten akeramischen Neolithikum der Südlevante (GZ 80 1599/14-1) haben nochmals das große Forschungspotential aufgezeigt. Es gelang, in Ba‘ja einen intramuralen Friedhof zu identifizieren und die Existenz von rituell „bestatteten“ Haushaltsinventaren neben den „aktiven“ Haushalten zu bestätigen (Gebel et al. 2017. Household and Death: Preliminary Results of the 11th Season (2016) at Late PPNB Ba‘ja, Southern Jordan 18. Neo-Lithics 1/17:18-36).