Mit der sesshaften und produzierenden Lebensweise kam es zu fundamentalen Veränderungen der Beziehungen zwischen Individuen, Gruppen, Dingen, Raum und den dahinter stehenden kognitiven Dispositionen und Identitätsprozessen, die diese Wirkungsgeflechte bestimmten. Gebauter Raum, beanspruchte materielle und immaterielle Territorien sowie zunehmende Inwertsetzungen – von Ideen, über Wissen und Arbeit bis zu Dingen – wurden in einem nie da gewesenen Maße konstitutiv und kritisch für die frühsesshaften Gemeinschaften. Das von der DFG geförderte und am Institut für Vorderasiatische Archäologie in der Zuständigkeit von Prof. Dr. Dominik Bonatz angesiedelte Projekt Haushalt und Tod. Inwertsetzungsprozesse und Identitäten in Ba‘ja im späten präkeramischen Neolithikum B (LPPNB) der Südlevante (BO 1599/16-1; 3/2018-2/2021) versucht diese Veränderungsprozesse aus Sicht der damaligen Gemeinschaft zu verstehen.
Grundlage dieses Projekts sind die langjährigen Vorarbeiten des Ba‘ja Neolithic Project unter Leitung von Hans Georg K. Gebel. Ausgehend von den Wirksphären Haushalt und Tod werden die Fragen aus einer südlevantinischen Perspektive transdisziplinär angegangen: Welche ineinandergreifenden Prozesse förderten den Erfolg der produzierenden Lebensweise? Erklären ihre charakteristischen Akzelerations- und Agglomerationsmerkmale spätere historische Entwicklungen? Durch welchen Organisationsgrad entstanden identitätsstiftende Werte- und Warengemeinschaften? Ist für das Verständnis früher Sozialorganisation das Konzept der Verwandtenfamilie anwendbar? Sind frühe häusliche Produktionsweisen ausschließlich Subsistenzsicherung? Waren die Dorfgemeinschaften korporativ aufgestellt? Welche soziale und „ideologische“ Rolle spielten die Toten unter den Fußböden, gab es eine Trennung zwischen Alltag und Ritualsphäre?