Das Haushalt und Tod Projekt arbeitet transdisziplinär und versucht, die sozialen und ideellen Wertesysteme der Bewohner von Ba‘ja zu verstehen. Wir sehen frühsesshafte Menschen primär als soziale Wesen, die sich korporativ und noch weitgehend flachhierarchisch organisierten und sich dabei ideologisch, ökonomisch und biologisch an ortstreues Leben in gebauten Räumen (Häuser, Kulturlandschaften, kognitive Systeme) anpassten. Sie waren in anderem Ausmaß – als in den mobilen, jäger- und sammlerischen Vorgängerkulturen – Akteur und Re-Akteur im neu entstehenden Wirkungsgeflecht aus Natur und Kultur. Zu unseren Untersuchungen zählen deshalb nicht nur am Material orientierte Studien. Vielmehr gehen unsere Fragestellungen darüber hinaus und binden Sozialwissenschaften und Neurobiologie ebenso wie Kulturanthropologie und Naturwissenschaften in einen vom Material ausgehenden Erkenntnisprozess ein.
Die Fragenkomplexe des Projekts eruieren vor allem die territorialen, sozialen, wirtschaftlichen, rituellen und kognitiven Beziehungen zwischen den aktiven Haushalten, den deponierten Haushaltsinventaren ("beendete" Haushalte und "beerdigte" Teilinventare von Haushalten) und den Bestattungen in den Gebäuden. Sie sollen u.a. die Art der sozialen Koexistenz zwischen Lebenden und Toten im Mikrokosmos Ba‘ja rekonstruieren: Ziel ist es, deren Normen und Ethos (im Sinne einer lokalen frühneolithischen Ontologie) und deren zugrunde liegende Wertschaffungsmilieus zu verstehen (Wirkungsgefüge und Reziprozitäten der materiellen und immaterielle Wertesysteme; Um- und Außerwertsetzungen in den Haushalts- und Sepulkralwesen; Management von Akzelerations-, Aggregations-, Hierarchisierungs- und Konfliktprozessen).