Die Ausgrabungen

Ziel der kurzen Ausgrabungskampagne, die sich auf einen kleinen Bereich in Area C beschränkte, war es, Grabfunde von 2019 zu bergen und die bauliche Konstruktion in Raum CR28.2 zu klären. Unsere Arbeiten konnten bestätigen, dass einer der Räume in Area C über längere Zeit als ein Bestattungsplatz genutzt wurde. Bislang konnten mindestens drei, vermutlich sogar vier Bestattungsphasen festgestellt werden, wobei die ältesten Gräber durch den Fußboden eingetieft worden waren. Solch eine Fixierung auf einen Raum und die wiederholte Deponierung von Leichen und/ oder einzelnen Menschenknochen über einen längeren Zeitraum konnte in dieser Weise bislang in Ba`ja noch nicht dokumentiert werden.

Fig. 3 In situ Grabfunde einer jugendlichen Person mit einem Schmuck, der größtenteils noch in situ lag und aus vielen, teilweise bislang einzigartigen Muschel- und Steinperlen und Anhängern bestand. (Photo: M. Benz, Ba`ja N.P.) 


Fig. 4 Räume CR28.1-3 mit der schnellen anthropogenen Verfüllung (Loc. CR28.2:105), vermutlich nach einem Erdbeben, sowie die neu ausgegrabenen nördlichen Bereiche des Fußbodens (Loc. CR28.2:114) und die Mauer CR28.2:126 mit zwei Wandöffnungen CR.28.2:127 und 131. (Photo: H.G.K. Gebel, Ba`ja N.P.)

Im östlichen Bereich des Raumes lagen große Steinplatten schräg am westlichen Rand einer Grube. Sie gehörten zu einer der ältesten Bestattungen in diesem Raum und deckten vermutlich einst eine Grabgrube ab. Der östliche Rand der Grube konnte leider nicht gefasst werden, da er von einer jüngeren Mauer überdeckt war. Direkt östlich der Steinplatten fanden sich mehrere isolierte Knochen von mindestens einem Kind sowie eine Primärbestattung einer/s Jugendlichen unter dem Becken eines vermutlich weiblichen Individuums. Die Knochen aller Individuen waren sehr schlecht erhalten. Leider war es unmöglich, sie vollständig auszugraben, da die östliche Hälfte der Grabgrube von der oben genannten Mauer überdeckt war. Das jugendliche Individuum trug einen Schmuck aus unterschiedlichen Perlen und Anhängern die noch in-situ lagen (Fig. 3). Einige der Perlen und Anhängertypen sind bislang für Ba`ja und die weitere Petra Region einzigartig. Direkt nördlich des Körpers des/ der Jugendlichen wurde ein Schädel gefunden. Ob dieser zur Bestattung der / des Jugendlichen gehört oder einen isolierten Schädel eines weiteren Kindes darstellt, konnte im Feld nicht eindeutig geklärt werden. Weitere Knochen wurden unter den Steinplatten lokalisiert. Eine Wölbung im Fußboden, die bereits 2019 entdeckt worden war und von der vermutet wurde, dass es sich um ein weiteres Grab handeln könnte, scheint eine absichtliche Konstruktion im Boden gewesen zu sein, unter der aber bislang keine weiteren Befunde entdeckt werden konnten.


Die Ausgrabungen in Raum CR28.2 legten die nördliche Hälfte des Raumes frei (Fig. 4). Dieser Raum gehört zur ältesten Bauphase. Er wird im Osten begrenzt durch die Mauer Loc. CR28:2:126 mit zwei (!) Wandöffnungen. Der Fußboden des Raumes (Loc. CR28.2:114) scheint mindestens einmal erneuert worden zu sein; eine für Grababdeckungen typische Steinplatte wurde auf dem Fußboden gefunden, ohne dass jedoch ein Grab unter dieser Platte war. Der Boden selbst war sauber, ohne nachweisbare Aktivitätszonen. Die Verfüllung des Raumes CR28.2 (Loc. CR28.2:105) erlaubt es zum ersten Mal, eine ausschließlich anthropogene schnelle Verfüllung eines Raumes detailliert zu beschreiben. Diese Verfüllung enthielt unterschiedliche Elemente von Wandversturz jedoch ohne weitere Artefakte außer Grobsteingeräten. Möglicherweise steht diese Verfüllung in Zusammenhang mit Aufräumarbeiten nach einem Erdbeben oder mit einer grundlegenden Revision der Baustruktur in und um Area C20. Raum CR28.2 scheint auch insofern besonders, als dass er ein Verteilerraum während der frühesten Bauphase war, der die Räume östlich (CR28.3) und westlich davon (CR28.1) verband.  Die südliche der  beiden Wandöffnungen in der Mauer CR28.2:126 führt in den neu entdeckten Raum CR28.3, der ausgesprochen klein ist. Eine weitere, später zugesetzte Wandöffnung in der Südmauer des Raumes unterstreicht die einstige Verteilerfunktion.